Weltkulturerbe entdecken: Bergwerk 19-Lachter-Stollen in Wildemann

Weltkulturerbe Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen WildemannDer Harz ist bekannt für seine Bergbautradition. Seit 2010 gehört die Oberharzer Wasserwirtschaft zum UNESCO Weltkulturerbe. Dazu zählt auch der 19-Lachter-Stollen in Wildemann. Das kleine Besucherbergwerk gibt eindrucksvolle Einblicke in die Welt unter Tage. Ein Ausflugstipp.

Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft

Die Oberharzer Landschaft ist geprägt von Teichen und Gräben, die die ehemaligen Gruben und Bergwerke der Region verbinden. Dieses einzigartige vorindustrielle Energieversorgungssystem wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Dazu gehören das Oberharzer Wasserregal, Kloster Walkenried, Oberharzer Bergwerksmuseum Clausthal-Zellerfeld, Schachtanlage Knesebeck Bad Grund, Maschinenbau-Denkmal Grube Samson St. Andreasberg, Rosenhöfer Radstuben, Schacht Kaiser Wilhem II und Ottiliae Schacht in Clausthal-Zellerfeld sowie der 19-Lachter-Stollen in Wildemann. Das Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft ist eine Erweiterung des Welterbes Altstadt Goslar und Erzbergwerk Rammelsberg.

Weltkulturerbe Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen Wildemann - Foto: HarzluchsAusflug ins Weltkulturerbe – Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen

Rund 30 Kilometer entfernt von Braunlage befindet sich die ehemalige Oberharzer Bergstadt Wildemann, Ortsteil der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld. Seine Lage in Harzer Tälern umgeben von Bergwiesen und Fichtenwald gab dem beschaulichen Ort den Beinamen „Klein Tirol im Oberharz“. Hier befindet sich eine der wichtigsten Anlagen des einstigen Oberharzer Silberbergbaus, der 19-Lachter-Stollen. In dem Besucherbergwerk werden von Mai bis Anfang November und in den Weihnachtsferien mehrmals täglich, sonst mehrmals wöchentlich Führungen angeboten. Auch Familien mit Kindern werden begeistert sein von den spannenden Geschichten.

Familienausflug Weltkulturerbe Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen WildemannVor dem bergmännischen Einfahren in den Stollen – wir Besucher würden laufen sagen 😉 – gibt es einen ersten Einblick in die Geschichte des Bergbaus im Harz. Und dann geht es los. Mit Helm ausgestattet und in möglichst unempfindlicher Kleidung geht es hinein in den Stollen. Der recht schmale Stollen ist auf dem ersten Stück in unterschiedlicher Weise in Eisen, Holz oder Mauerwerk ausgebaut, ehe er weiter hinten in fester Grauwacke steht. Ab und an heißt es Kopf einziehen – so ist es nun mal unter Tage. Der 19-Lachter-Stollen ist der einzige zu besichtigende Wasserlösungsstollen. Seine Aufgabe war es, das Wasser aus den höher gelegenen Gruben abzuleiten.

1690 wurde der insgesamt 8,8 Kilometer lange Stollen fertiggestellt. Die Besucher heute begeben sich auf eine Tour von rund 500 Metern, die einige besondere Stationen bietet. So die stählerne Brücke über den Ernst-August-Schacht. Dieser wurde 1845 „abgeteuft“ und hat eine Tiefe von 261 Metern. Ein so genannter Blindschacht, da er keine Öffnung zur Oberfläche hat. Es ist die Verbindung zum Ernst-August-Stollen, dem längsten Wasserlösungsstollen im Harz mit 26 Kilometern Länge. Wagemutige Besucher gehen über die Brücke. Die Sekunden werden mitgezählt, bis ein Wasserschwall die Wasseroberfläche in der Tiefe trifft. Selbst quirlige Kinder sind in diesem Moment mucks Mäuschen still.

Kehrrad im Weltkulturerbe Besucherbergwerk 19-Lachter-Stollen WildemannAls nächstes ist der ganze Stolz des Bergwerks- und Geschichtsverein Wildemann zu sehen: Das neue Kehrrad. In der untertägigen Radstube wurde mit vereinten Kräften das historische Kehrrad rekonstruiert. Mit eindrucksvollen 9 Metern Durchmesser und 2 Metern Breite wird die Leistung, die die Bergleute vor mehreren hundert Jahren erbracht haben, besonders deutlich. Kehrrad heißt es übrigens, weil es zwei Schaufelkränze hat. Es konnte sich somit in beide Richtungen drehen und so wurden Förderkörbe sowohl nach oben als auch nach unten befördert.

Über eine Treppe geht es hinab auf 100 Meter Tiefe zum Turbinen- und Kompressorenraum. Hier und im Maschinenraum auf dem Rückweg wird die Technik von 1914 gezeigt.

Weltkulturerbe im Harz entdecken

Der 19-Lachter-Stollen in Wildemann ist ein lohnenswertes Ausflugsziel auf den Spuren Oberharzer Bergbaugeschichte. Auf der Fahrt von Braunlage nach Wildemann führt die Route bereits durch die Oberharzer Wasserwirtschaft. Ein Zwischenstopp am Polsterberger Hubhaus mit dem Welterbe Erkenntnisweg ist durchaus empfehlenswert. Und wer das Welterbe noch intensiver erleben möchte, der begibt sich mit Welterbeführer Christian Barsch auf Entdeckungstour.

Besucher-Tipp: Mit der Harz-Card erhalten Harz-Urlauber freien Eintritt im 19-Lachter-Stollen und vielen weiteren Einrichtungen im Harz. Die Braunlager Kurkarte wird zudem als Harz-Gastkarte anerkannt, so dass nur der ermäßigte Eintrittspreis berechnet wird.

Weitere Infos:
www.19-lachter-stollen.de

Der 19-Lachter-Stollen im NDR Fernsehen (Beitrag vom 5.2.2016):