Zeitreise: Harz Urlaub vor 120 Jahren

Jungborn: Friedrichspark um 1920
Jungborn: Friedrichspark um 1920

„Kehrt zur Natur zurück“ war vor 120 Jahren der Wahlspruch der ersten und größten Naturheilstätte in Deutschland. Der „Jungborn“ im Eckertal bei Stapelburg, nicht weit von Bad Harzburg entfernt, hatte als Kuranstalt mit einem einfachen natürlichem Heilverfahren Anhänger auf der ganzen Welt. Schon damals ging es um Heilung und Erholung inmitten der Natur. Wir begeben uns auf eine Zeitreise.

Natur pur im Harz Urlaub

Achtsamkeit dem eigenem Körper gegenüber, die Natur spüren und Kraft und Lebensfreude zurück gewinnen. Was nach einem modernen Aktivurlaub im Harz klingt, beschreibt die Idee des Jungborns, einer Naturheilstätte aus dem 19. Jahrhundert im Harz bei Bad Harzburg. 1896 hat Adolf Just seine Idee einer Kuranstalt mit natürlichem Heilverfahren umgesetzt und gründete mit Gleichgesinnten den Jungborn.

Grenzwanderweg zum Jungborn
Grenzwanderweg zum Jungborn

Auf einem großzügigen Gelände von rund 75.000 Quadratmetern entstanden verschiedene Parkbereiche mit Lichtlufthäuschen, Lufthütten, Speisesäle, Verwaltungs- und Versorgungsgebäude. In den ersten Jahren fand der Kurbetrieb von April bis Oktober statt. 250 bis 300 Kurgäste verbrachten hier ihren heilsamen Urlaub von 3 bis 4 Wochen. Inmitten der schönen Harzer Natur konnten erschöpfte und kranke Menschen neue Kraft schöpfen. Die Heilmittel der Natur – Wasser, Erde, Licht und Luft – kombiniert mit einer fleischlosen Ernährung und der körperlichen Ertüchtigung, Heilgymnastik, Atem- und Entspannungsübungen sowie Massagen bildeten das Jungborn Konzept.

Das Gelände war aufgeteilt in dem Friedrichspark am Eingang mit Springbrunnen sowie in Damen- und Herrenpark und verschiedene Einzel- und Familienparks. Viele der Anwendungen fanden unter freiem Himmel statt, wie beispielsweise die Lehmbäder. Und auch die Freikörperkultur gehörte zum Jungborn-Konzept, was die strikte Trennung in Damen- und Herrenparks unterstreicht. In dem weitläufigen

In den Jungborn-Parkanlagen um 1920
In den Jungborn-Parkanlagen um 1920

Gelände standen unter Tannen, Buchen und Eichen rund 100 Lichtlufthäuschen. Einfache Holzhäuser mit Fenstern, Luftklappen und jeweils zwei Zimmern. Dazu gab es weitere offene Liegehallen.

Heilerde aus dem Harz

Neben der Natur, der Luft und der Ruhe kam die Erde als weiteres Heilmittel hinzu. Adolf Just gründete 1918 die Heilerde Luvos GmbH in Blankenburg. Damals wurde sie aus einem eiszeitlichen Löß bei Derenburg gewonnen. Die Heilerde dient zur inneren und äußerlichen Anwendung, bspw. bei Akne und unreiner Haut, bei Darmproblemen oder in der Naturkosmetik. Durch den 2. Weltkrieg erfolgte der Umzug nach Hessen, wo noch heute die Luvos Heilerde produziert wird.

Berühmte Persönlichkeiten zum Harz Urlaub im Jungborn

Die Erfolge in der Naturheilstätte Jungborn im Harz waren schnell überregional bekannt. So kamen viele Menschen in den Harz auf der Suche nach Erholung, Gesundheit und Wohlgefühl. Einige der bekanntesten Kurgäste im Jungborn waren Franz Kafka, Leopold Emanuel Felke, Leo Slezak, Marika Rökk und Hans Albers. Auch ein Abgesandter von Mahatma Ghandi besuchte den Jungborn, um sich einen Überblick über die angewandten Naturheilverfahren zu verschaffen.

Förderverein Jungborn – die Wiederbelebung der Jungborn-Idee

Erntedankfest auf dem Jungborn Gelände
Erntedankfest auf dem Jungborn Gelände

In der Zeit des zweiten Weltkrieges wurde der Jungborn zum Lazarett und Krankenhaus, zum Truppenverbandsplatz und später zum Tbc-Krankenhaus. 1952 erfolgte dann das Inkrafttreten der Sperrzone an der deutsch-deutschen Grenze, 1964 kam es zum Abbruch der Gebäude im Zuge der innerdeutschen Grenzsicherungsmaßnahmen. Nach der Grenzöffnung 1990 begannen Familie Just, der Heimatfreund Winfried Haferland, der Heimatverein Stapelburg sowie Herr Axel Jordan mit der Aufbereitung der Geschichte des Jungborn.
Durch ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Heureka-Bildungs-Seminar GmbH Wernigerode konnte das Gelände ab 2006 wieder freigeschnitten werden. Nach und nach soll hier die Jungborn-Idee wieder belebt werden. Ein erstes Lichtlufthäuschen wurde gebaut und auch ein Infokiosk wurde errichtet. Der Förderverein Jungborn Harz e.V. möchte mit möglichst vielen Partnern und Akteuren das ganzheitliche Jungborn-Konzept des Adolf Justs darstellen, aktualisieren und wieder nutzbar machen.

Zu verschiedenen Terminen finden Veranstaltungen auf dem Gelände statt. Für Juni/Juli 2016 wird derzeit eine Jubiläumsveranstaltung „120 Jahre Jungborn“ geplant.

Mehr Informationen:
www.jungborn-harz.eu

Fotos: Förderverein Jungborn Harz e.V.