Der Wald verändert sich. In und um Braunlage und vor allem bei der Anreise entlang der B4 sind die Entwicklungen der vergangenen Jahre deutlich sichtbar. Teilweise wurde Totholz flächendeckend abgeholzt. Neue Sichtachsen entstehen und junges Grün erobert die freigewordenen Räume. Im Nationalpark hingegen bleibt das Totholz weitestgehend unberührt und bietet dadurch Lebensraum für viele Tiere.
Lebenszyklus der Natur
Alle Lebewesen, so auch Pflanzen, unterstehen einem gewissen Lebenszyklus. Insbesondere in den Wäldern wurde dieser in der Vergangenheit durch zu trockene Sommer, den Borkenkäfer und anderen Krankheiten beschleunigt. Doch was des einen Leid ist des anderen Freud. Denn rund 20 bis 30 % aller Waldbewohner sind direkt auf Totholz angewiesen. Viele von ihnen sind in Deutschland gefährdet. Sie profitieren von den Veränderungen. Im Nationalpark Harz wird ganz nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ auch beim Totholz so verfahren. Denn die stehenden und liegenden Stämme, die durchaus ungewöhnlich und bizarr anmuten, bilden eine wichtige Grundlage für eine artenreiche neue Waldwildnis.
Totholz als Nahrungslieferant und Unterschlupf
Totholz ist eine wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum für viele Pilze, Insekten und Mikroorganismen. Sie zersetzen nach und nach das Holz der toten Fichten und machen so die Nährstoffe für andere Pflanzen verfügbar. Der Ameisenbuntkäfer und viele weitere Insekten entwickeln sich im Holz und unter der Rinde. Ein Viertel aller in Deutschland lebenden Käferarten sind auf Holz verschiedener Zerfallsstadien angewiesen. Auch zahlreiche Wildbienen nutzen Totholz für ihre Brut. Zwischen den morschen Stämmen finden Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere wie Wildkatze oder Luchs Unterschlupf.
Die Mopsfledermaus hat ihre Wochenstuben und Schlafquartiere bevorzugt unter der abstehenden Borke noch stehender Totholzbäume. Auf den Freiflächen geht sie auf Jagd nach Mücken oder Nachtfaltern. Lichtliebende Pflanzen, die in den nun lichteren Wäldern besser gedeihen, bieten mit ihren Blüten Schmetterlingen, Wildbienen und vielen weiteren Tieren einen reich gedeckten Tisch.
Auch der Schwarzspecht ist einer der Gewinnern des Waldwandels. Er hat dank der Insekten im Totholz ein reichhaltiges Nahrungsangebot und zimmert seine Höhlen in die morschen Stämme. Diese Baumhöhlen bieten in den darauffolgenden Jahren noch vielen anderen Tieren einen willkommenen Nistplatz oder werden zum Wohn- und Winterquartier, zum Beispiel für Siebenschläfer oder den Raufußkauz.
Natur hautnah erleben
Bei einem Urlaub im Harz kann die Entwicklung der Natur hautnah erlebt werden. Die unterschiedlichen Stadien der Waldentwicklung machen die Ausflüge in der Region abwechslungsreich und eindrucksvoll. Ausführliche Informationen zu den Abläufen in der Natur und zu den Besonderheiten im Harz sind bei geführten Wanderungen mit einem Nationalpark Ranger oder bei einem Besuch in den Nationalpark-Häusern, beispielsweise im Besucherzentrum am Torfhaus und in der Nationalpark-Informationsstelle im Kurgastzentrum Braunlage. Für eine Entdeckungsreise in die Harzer Natur bietet das Harz Hotel Altes Forsthaus in Braunlage attraktive Urlaubsangebote.