300 Jahre Oderteich und 250 Jahre Rehberger Grabenhaus – die früher für den St. Andreasberger Bergbau bedeutenden Einrichtungen feiern in diesem Jahr ihr Jubiläum. Mit zwei thematischen Führungen und einem informativen und musikalischem Nachmittagsprogramm wird dieses am 11. September ordentlich gefeiert.
Der Oderteich – unerlässlich für den Harzer Bergbau
1722 wurde der Oderteich mit seinen rund 1,67 Millionen Kubikmeter Stauvolumen und einer Dammhöhe von knapp 18 Metern nach siebenjähriger Bauzeit fertiggestellt. Zur damaligen Zeit war es die größte Talsperre Deutschlands und für die Entwicklung des Bergbaus eine bedeutende Anlage. Denn von hier aus wurde das angestaute Wasser über den 7,25 Kilometer langen Rehberger Graben nach St. Andreasberg geleitet. Als Antriebswasser war es die Energieversorgung der Grube Samson und sorgte dort für den Antrieb von Kehr- und Kunsträdern. Diese außergewöhnliche Konstruktion war seinerzeit die Krönung des Oberharzer Dammbaus, eine Meisterleistung unserer Ahnen.
Die Oberharzer Teiche und das kilometerlange Grabensystem gelten als bedeutendes vorindustrielles Energieversorgungssystem und wurden daher zum UNESCO Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschafft ernannt – als Ergänzung zum Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar.
Rehberger Grabenhaus – Dienstwohnung und Waldgaststätte
50 Jahre später, 1772, wurde das Rehberger Grabenhaus in seine Dienste gestellt. Auf Veranlassung durch das Bergamt Clausthal wurde etwa 6 Kilometer vom Oderteich entfernt direkt am Graben ein Wohn- und Arbeitshaus für den Grabensteiger errichtet. Als „Steiger“ bezeichnete man damals die Aufsichtsperson des Bergbaus. Dieser musste Tag und Nacht am Graben präsent sein, um beispielsweise bei Hochwasser oder anderen Vorkommnissen sofort eingreifen zu können. Denn der Rehberger Graben hatte sich zu einer Art Hauptschlagader der Andreasberger Wasserwirtschaft entwickelt, die entsprechend geschützt werden musste. Somit war das Rehberger Grabenhaus bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Außenstelle des Oberharzer Bergbaus.
Aufgrund eines Besuchs des Königs von Westphalen, Jérôme Bonaparte, jüngster Bruder Napoleons, wurde 1811 das Grabenhaus um einen Saal und einen Erker erweitert – vermutlich der Beginn der Gastwirtschaft. In den letzten Jahrzehnten war das Rehberger Grabenhaus beliebtes Ausflugs- und Wanderziel. Familie Thale führte das Haus von 1978 an, bis sie es 2021 aus Altersgründen schlossen. Bisher hat es noch kein Nachfolger übernommen.
Jubiläumsveranstaltung am 11. September
Um das Jubiläum würdig zu begehen, werden zwei thematische Führungen geboten, die jeweils um 11 Uhr beginnen und gegen 14 Uhr am Rehberger Grabenhaus enden. Zu den Themen Wasserwirtschaft und aktuelle Energiegewinnung in der Grube Samson und in Sankt Andreasberg informieren Christian Barsch, Museumsleitung der Grube Samson, sowie Antonius Lillpop und Marko Schmidt von der Firma Harz Energie. Nach einer Führung durch die Grube Samson (kostenpflichtig) geht es auf einfachen Pfaden rund drei Kilometer über Teichtal, Gesehr und Rehberger Graben bis zum Grabenhaus.
Am Oderteich startet die zweite Führung, die Hans-Günther Schärf, Museumsleitung der Grube Samson, durchführt. Entlang des Rehberger Grabens geht es rund 7 Kilometer bis zum Grabenhaus. Direkt am Original wird die Wasserwirtschaft des Oberharzes eindrücklich erklärt. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Wanderparkplatz Dreibrode/Haltestelle Internationales Haus Sonnenberg. Länge etwa sieben Kilometer in einfachem Gelände. Für beide Exkursionen wird warme, wind- und regensichere Kleidung empfohlen.
Von 14 bis 18 Uhr wird dann am Rehberger Grabenhaus das Jubiläum gefeiert. Mit dabei sind einige Festredner sowie Stadtheimatpfleger Jochen Klähn, der geschichtliche Fotodokumente zur Thematik ausstellt. Musikalisch wird der Nachmittag begleitet durch den Waldarbeiter-Instrumental-Musikverein Sankt Andreasberg, dem Heimatbund Oberharz, Barkamt Annerschbarrich, und dem Trio Harzwald (Braunlage). Vor Ort gibt es einen Sonderstempel der Harzer Wandernadel und an diesem Tag wird für das leibliche Wohl gesorgt. Vom Wanderparkplatz Dreibrode an der Landesstraße von Sankt Andreasberg nach Sonnenberg sind es nur 900 Meter zu laufen.
Vom Harz Hotel Altes Forsthaus in Braunlage kann dieser Tag auch als Tagestour geplant werden. Wanderung bis zum Oderteich (ca. 8 km, 2,5 h ), Führung ab Oderteich, Festprogramm am Rehberger Grabenhaus und Wanderung zurück (ca. 10 km). Gesamtstrecke: 25 km.