Zum 35-jährigen Fall der Brockenmauer führt der ehemalige DDR-Grenzer und Autor Dietmar Schultke zeitgeschichtlich Interessierte hinauf auf den Brocken. Die Grenze, die West- und Ostdeutschland, BRD und DDR teilte, wurde auf dem auf dem höchsten Berg des Harzes am 3. Dezember 1989 geöffnet.
Erinnerungen an die deutsch-deutsche Teilung
In seinem Buch „Keiner kommt durch“ fasst Dietmar Schultke Daten, Fakten und ganz persönliche Erlebnisse zur deutsch-deutschen Teilung, zur innerdeutschen Grenze und zur Berliner Mauer zusammen. 1987/88 absolvierte Schultke seinen Grundwehrdienst als Hundeführer in der Grenzkompanie Elend mit Einsatz am Brocken ab.
Im Buch geht er detailliert auf den Alltag im Grenzregime, den Drill, die ständige Beobachtung, den Umgang mit dem Schießbefehl und mit Fluchtgedanken ein. Darüber hinaus gibt es viele fundiert recherchierte Informationen rund um die Grenze von 1945 bis 1990.
Geführte historische Brocken-Wanderung am 3. Dezember 2024
Authentisch und durchaus emotional wird eine geführte Wanderung zum Brocken mit Dietmar Schultke. Wo er vor 35 Jahren als Hundeführer mit Hündin Nena vom Brockenblick seine Patrouillen lief, führen heute Wanderwege durch den Nationalpark Harz.
An die einstige Grenze erinnern unterwegs zum 1141 Meter hohen Gipfel die eine oder andere Infotafel und der klassische Kolonnenweg. Von den früheren Grenzzäunen, Grenzmauern, Stacheldraht und Panzersperren entlang des Weges und auf der Brockenkuppe ist nichts mehr zu sehen. Die gewählte Route führt von Schierke über das Eckerloch zum Brockengipfel.
Während der rund 4-stündigen Wanderung lässt Dietmar Schultke die Erinnerungen an die Zeiten, als der Brocken noch absolutes Sperrgebiet war, lebendig werden. Der höchste Gipfel des Harzes wird aufgrund seiner Geschichte auch gern als „Berg der Deutschen“ bezeichnet. Ein Ort, der für ihn zu seiner Dienstzeit unerreichbar war.
Auf mehreren Etappen erklärt er die Funktionsweise des DDR-Grenzregimes: Wie sah der Alltag als Hundeführer am Brocken aus? Welche Fluchtversuche gab es in Schultkes Dienstzeit? Wie war die Grenzsicherung am Brocken aufgebaut (Panzersperren, Signaldrähte, Spurenstreifen)?
Ein wichtiger Begleiter in dieser Zeit wat seine Grenzerhündin Nena vom Brockenblick. Die Erzählungen machen den harten Alltag innerhalb des Grenzregimes deutlich und sorgen für zahlreiche Gänsehautmomente. Der aus dem Spreewald stammende Schultke berichtet auch von seiner langjährigen Brieffreundschaft zu einer Deutsch-Amerikanerin nach New York und von seiner Hoffnung, einst die Grenze zu überwinden.
Start der geführten Tour ist am 3. Dezember 2024 um 9 Uhr an der Tourist-Information Schierke. Sie richtet sich an politisch Interessierte, die gern gemeinsam über diesen Teil der deutschen Geschichte diskutieren möchten.
Die Teilnahme ist kostenlos, jedoch ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Daher ist eine Anmeldung über die Friedrich Ebert Stiftung unter www.fes.de erforderlich. Für den Rückweg sind die Teilnehmenden selbst verantwortlich. Bei Unfällen wird keine Haftung durch den Veranstalter übernommen.
Brockenhaus mit Ausstellung zur innerdeutschen Grenze
Wer sich unabhängig der Wanderung für die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung interessiert, findet im Brockenhaus eine informative und berührende Ausstellung. Das ehemalige Stasi-Gebäude dient als Nationalpark-Haus und Museum.
Für einen Wanderurlaub ist das Harz Hotel Altes Forsthaus in Braunlage ein idealer Ausgangspunkt. Bis nach Schierke sind es nur 15 Minuten Autofahrt und es gibt auch eine Busverbindung (kostenfrei für Übernachtungsgäste). Nur wenige Meter vom Hotel entfernt beginnen bereits die schönsten Wanderwege rund um Braunlage und hinauf zum Wurmberg.