Die magische Gebirgswelt des Harzes inspiriert seit jeher zu Mythen, Sagen und phantasievollen Erzählungen. Einige davon möchten wir Ihnen nach und nach vorstellen. Heute geht es zum Kapellenfleck, etwa 3,5 Kilometer südlich von Braunlage direkt am Kaiserweg.
Eine Kapelle mitten im Wald
Wenn man am so genannten „Kapellenfleck“ heute steht, ist der Name kaum zu erklären. Ein kleiner Rastplatz an einem gut ausgebauten Forstweg im Wald. Hier erinnert nichts an eine Kapelle.
So erging es der Sage nach auch einem Bergmann, der nachts auf dem Heimweg am Kapellenfleck vorbeikam. Er war neu in der Gegend und wusste nichts von dem Fluch der Heiligen Jungfrau, der dafür sorgte, dass die einst hier errichtete Kapelle samt Jahrmarkt drumherum nur an wenigen Tagen im Jahr sichtbar war. Denn die Menschen hatten den heiligen Ort zu einer Mördergrube gemacht und so wurden sie verbannt.
An diesem besagten Abend jedoch hörte der Bergmann ein Glöckchen läuten. Die Bergleute seinerzeit waren recht fromm und so folgte er dem Klang, um in der Kapelle zu beten. Doch vor der Kapelle standen bunte Zelte und eine feiernde, laute Volksmenge empfing ihn. Der Bergmann ließ sich nicht beirren, legte an der Kirchentür sein Handwerkszeug ab. Axt, Schlegel, Eisen und Grubenlicht waren stetige Begleiter der Bergleute. Nachdem er sein Gebet gesprochen hatte und raus kam, war sein Werkzeug weg. Er klagte laut, denn er war arm und brauchte das Werkzeug für seine tägliche Arbeit. Unter dem Spott der anwesenden Menschen suchte er seine letzten Taler raus und kaufte an einem der Zelte neu, was er so dringend brauchte.
Mit wenigen Pfennigen Restgeld in der Tasche und seinem Werkzeug in der Hand zog er schweren Mutes weiter. Zuhause angekommen war die Überraschung groß. Denn sein neues Werkzeug glänzte, es war aus purem Gold! So hat ihm sein Besuch am Kapellenfleck großes Glück beschert.
Ausgrabungen am Kapellenfleck
Wie so viele Sagen scheint auch diese ein wenig Wahrheit zu beinhalten. Denn tatsächlich wurde bei Ausgrabungen im 19. Jahrhundert ein kirchenartiger Grundriss freigelegt. Urkundlich nachgewiesen ist, dass Graf von Scharzfeld dem Kloster Walkenried im Jahre 1297 eine Kapelle im Harzwald schenkte. Entlang des Wanderweges sind noch Reste von Wall- und Grabenanlagen zu erkennen, die zu der Kapelle gehört haben sollen. Ein Rastplatz war an dieser Stelle wohl auch schon früher, insbesondere für Gespanne, die aus dem Südharz hinauf in den Harz zogen.
Harzer Wandernadel
Am Kapellenfleck befindet sich die Stempelstelle 157 der Harzer Wandernadel. Mit 222 Stempelstellen und vielen Zusatzstempeln werden Wanderer angespornt, den Titel des Harzer Wanderkaisers zu ergattern. Um den Kapellenfleck zu erreichen, bietet sich eine Wanderung vom Wanderparkplatz Lausebuche an der B27 zwischen Braunlage und Bad Lauterberg aus an.
Kaiserweg
Der Harzer Kaiserweg führt über 100 Kilometer von Bad Harzburg bis nach Tilleda zur Königspfalz. Dabei werden auch Braunlage und der Kapellenfleck passiert. Auch zum Kaiserweg gibt es eine Sage, die wir in einem späteren Blogbeitrag vorstellen werden.
Weitere Harzer Sagen: www.harzer-sagen.harz-urlaub.de