Bei einem Streifzug durch die Harzer Wälder lassen sich im späten Frühjahr mit etwas Glück die scheuen, jungen Wildkatzen im Spiel beobachten. Ihre Ähnlichkeit zu unseren Hauskatzen wird den Jungtieren jedoch auch mal zum Verhängnis, weil besorgte Spaziergänger sie als Findelkind ins Tierheim bringen. BUND und NABU appellieren: Wildkätzchen bitte im Wald lassen.
Die Wildkatze im Harz
Jungtiere sind leicht zu verwechseln, doch ausgewachsen sind die Wildkatzen massiger und kraftvoller als die Hauskatze. Sie gehören zu den geschützten Tierarten in Deutschland und sind im Harz heimisch. Die scheuen Samtpfoten mit ihrem markanten, geringelten Schwanz brauchen naturnahe, vielfältige Wälder mit viel Totholz, um ihre Jungen sicher verstecken zu können. Finden sie keine natürlichen Verstecke, nutzen sie für ihre Jungen auch oft Holzstapel am Wegesrand. Einerseits kann es daher gut sein, dass Wanderer und Spaziergänger die kleinen Kätzchen entdecken. Andererseits sind diese Verstecke auch eine echte Gefahr für die Jungtiere, die ggf. beim Abtransport des Holzes getötet werden.
Die Wildkatzen leben überwiegend als Einzelgänger. Ein Weibchen bringt meistens zwei bis vier Junge zwischen März und Mai zur Welt. Immer öfter werfen sie auch ein zweites Mal im Spätsommer. Die Jungtiere bleiben sechs bis acht Monate zusammen, ehe sie sich ihr eigenes Revier suchen. Während die Kleinen vor ihrem Versteck umher tollen, ist die Mutter auf Jagd. Wühlmäuse, Spitzmäuse, Ratten oder auch Eichhörnchen und Vögel stehen auf dem Speiseplan des Pirschjägers. Im Alter von vier bis fünf Wochen beginnen die Jungtiere miteinander zu spielen, doch erst mit zwölf Wochen können sie ihrer Mutter folgen. Daher gilt im Wald: junge Kätzchen dort belassen, wo sie sich aufhalten. In den allermeisten Fällen sind es Wildkatzen, die von ihrer Mutter aufgezogen werden.
Stammt die Hauskatze von der Wildkatze ab?
Auch wenn sie sich sehr ähnlich sehen, unsere heutigen Hauskatzen stammen nicht von dieser Wildkatze ab. Sie wurden erst von den Römern zu uns gebracht, während ihre wilden Artgenossen schon zehntausende von Jahren das hiesige Gebiet durchstreiften. Vorfahr unserer Hauskatzen ist die Afrikanische Falbkatze. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist auch die Verhaltensweise, denn die Wildkatzen sind sehr scheu, wild und bleiben am liebsten unentdeckt.
Wildkatzengehege Bad Harzburg
Auf Tuchfühlung mit den wilden Harzbewohnern kannst du im Wildkatzengehege an der Marienteichbaude bei Bad Harzburg gehen. In dem Gehege leben sechs ausgewachsene Tiere, die von einer Aussichtsplattform aus zu beobachten sind. Hauskater Hugo ist ebenfalls vor Ort und so wird der Unterschied zwischen Haus- und Wildkatze deutlich.
Über das Leben der Wildkatzen und die Ansprüche an ihren Lebensraum informiert eine interaktive Ausstellung des NABU. Von Mai bis Oktober gibt es täglich um 12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr Schaufütterungen, bei denen die Wildkatzen in Aktion zu erleben sind.
Informationen unter:
NABU Niedersachsen
Für ausgiebige Wanderungen durch die Harzer Wälder bietet sich das Harz Hotel Altes Forsthaus in Braunlage als Wanderhotel an.