Die verschiedenen Sandsteinformationen im Harz sind Futter für Mythen und Sagen. Schenkt man zahlreichen Berichten Glauben, so soll es sich oftmals um vorchristliche Kultstätten handeln. Auch die Klusfelsen südlich von Halberstadt gehören zu diesen besonderen, magischen Orten im Harz.
Mystiktour Klusberge
Nur knapp vier Kilometer lang, dafür gespickt mit eindrucksvollen Felsformationen, Mythen, Sagen und Geschichten ist die Rundwanderung durch die Klusberge. Ihr Name leitet sich von dem Wort „Klausner“ = Einsiedler ab, denn im 11. Jahrhundert gestattete das Kloster Münzenberg in Quedlinburg das Errichten einer Einsiedelei. Die Hohlräume in den Sandsteinen wurden einst von Menschenhand hineingearbeitet und dienten über Jahrhunderte Einsiedlern, Schäfern oder auch den Steinmetzen des Halberstädter Doms als Wohnraum, Unterschlupf oder Treffpunkt.
Entlang der Route werden die Schäferhöhlen, die Teufelskanzel, die Klusfelsen, die Fünf Finger Felsen, die Ypsilantiquelle und das Fliegerdenkmal passiert.
Die Strecke führt überwiegend über einen gut begehbaren Pfad und hat einige kurze, jedoch durchaus steile Anstiege. Immer wieder erstreckt sich ein toller Blick auf die Silhouette Halberstadts mit dem imposanten Dom. Der Wechsel zwischen den natürlich verwitterten Felsen und den von Hand bearbeiteten Stufen oder Hohlräumen ist beeindruckend. Die Kraft des Ortes ist deutlich spürbar.
Bei einem geführten Spaziergang mit dem Halberstädter Berge e.V. wird die Geschichte der Klusberge lebendig. Von der Entstehung der Felsen, ihrer wechselhafte Vergangenheit, dem Bezug zum Zweiten Weltkrieg und den Bemühungen, dieses besondere Landschaft- und Kulturdenkmal zu erhalten, wird bei einem informativen und unterhaltsamen Rundgang berichtet. Der Halberstädter Berge e.V. wurde 2010 gegründet, um das Natur- und Kultur-Erbe rund um Klus-, Theken- und Spiegelsberge zu schützen und zu bewahren.
Vergessen und verlassen: Lost Places in Halberstadt
Ebenfalls in den Klusfelsen befindet sich die ehemalige Gaststätte Felsenkeller. Der ein oder andere leitet den Namen Klusfelsen auch von der „Klause“ ab. Erstmals erwähnt wurde ein Ausschank 1837 und in den 1950/60er Jahren befand sich hier der größte Saal der Stadt. Seit 1992 ist die Gaststätte geschlossen und die Gebäude sind dem Verfall preisgegeben.
Doch der „Felsenkeller“ hatte auch eine Bedeutung im Zweiten Weltkrieg. Die Klusfelsen gehörten ebenso wie die Thekenberge zu den Orten, in denen ein umfangreiches Stollensystem errichtet werden sollte für die unterirdische Produktion der Junkerswerke.
Unter den Decknamen „Malachit“, „Granit“ oder „Makrele I“ wurden diese Vorhaben geplant. Sie wurden zwar nie gänzlich verwirklicht, doch in den verschiedenen Abschnitten wurden mehrere tausend Häftlinge in Zwangsarbeit eingesetzt.
Rund 6 Kilometer westlich der Klusfelsen befindet sich das ehemalige Landgasthaus an den Thekenbergen sowie die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge.
Ein weiteres imposantes, leerstehendes Objekt inmitten der Stadt Halberstadt ist die JVA. Um 1910 errichtet, diente sie rund 100 Jahre als Obhut für bis zu 200 Straffällige. Was mit dem 4.500 Quadratmeter großen Objekt werden soll, ist offen. Die Geschichte wurde jedoch im Buch „Lost & Dark Places Harz“ festgehalten.
Halberstadt ist von Braunlage aus etwa 1 Stunde Fahrtzeit entfernt. Die Mystiktour oder auch ein Besuch der Lost Places lässt sich mit einer Tour durch den Harz kombinieren, bspw. mit einem Stopp an der Rappbodetalsperre und der riesigen Hängebrücke. Vom Harz Hotel Altes Forsthaus in Braunlage lassen sich Ausflüge zu den schönsten Zielen im Harz planen.